Die Sprache von Thomas Mann ist schwer zu verstehen, noch dazu die vielen italienischen Wörter in der Novelle „Mario und der Zauberer“…. doch die vier Schauspieler*innen des Jungen Theaters in der Boxx schafften es, die Schüler*innen der elften Klassen 90 Minuten lang zum konzentrierten Zuhören und Zuschauen zu bringen.
Worum geht es? Eine reiche deutsche Familie macht vor ziemlich genau hundert Jahren Urlaub im Badeort Torre di Venere und wird dort mit Fremdenfeindlichkeit konfrontiert. Im Grand Hotel will man sie nicht bei den italienischen Gästen dinieren lassen, am Strand ziehen das Ehepaar und seine beiden Kinder den Ärger der Einheimischen auf sich, obwohl sie sich sehr wohl zu benehmen wissen. Die Stimmung im ganzen Ort ist eigenartig angespannt und aggressiv. So ließ sich in dem Theaterstück gut beobachten, wie übersteigerter Nationalismus zu Fremdenfeindlichkeit führt.
Um zu zeigen, dass die italienische Bevölkerung unter sich bleiben möchte, wurden viele Sätze auf Italienisch gesprochen, sodass sich das Gefühl, fremd und unverstanden zu sein, sogar auf das Publikum überträgt. Spannend wurde es, als sich das Geschehen in ein Cabaret verlagerte, wo ein geheimnisvoller Hypnotiseur die Zuschauenden manipulierte und in seinen Bann zog. Die Verführbarkeit der Massen wurde sehr deutlich und ist gerade in der jetzigen Zeit von großer Aktualität. Zwar treten die modernen Zauberer nicht mehr im Theater auf, sondern auf Tiktok, aber das Prinzip ist das gleiche.
Fazit: Eine sehenswerte Aufführung, jedoch viel Text, denn die Geschichte ist kein Drama, sondern eine Novelle. Die Schauspieler*innen hatten zum Glück viele Ideen, um die Ereignisse trotzdem abwechslungsreich zu erzählen.